Radtour in Nordsiebenbürgen im Mai 1989 Aus der Perspektive der vergangenen mehr als 20 Jahren erinnere ich mich aus mehreren Gesichtspunkten anders an die Ereignisse dieser Radtour. Ich überredete meinen Freund aus (West)deutschland zu einer echten Rarität, Siebenbürgen mit dem Rad unter dem Ceauºescu Regim zu entdecken. Tage zuvor schickten wir unsere Fahrräder nach Biharkeresztes, lezter Stadt vor der Grenze. Wir übernachteten dort, nächsten Tag früh fuhren wir los. Als ich vor einem Lebensmittelladen noch vor der Grenze in Ungarn anhielt und Brot, Käse usw. einkaufte, war Franz sehr überrascht und sah mich komisch an. Später profitierten wir davon, denn es gab in den kleinen Dörfern oft gar keinen Lebensmittelladen, geschweige den Vorrat in den Geschäften. Ich brauche es nicht zu sagen, dass es heute nicht mehr der Fall ist. Wir fuhren in die Stadt Nagyvarad /Oradea nicht ein, wo es genügend Geschäfte gab, sondern kehrten wir gleich im Vorort nach Norden. Durch folgende Dörfer radelten wir gemütlich : Biharpüspöki (Episcopia Bihorului),Bihar (Biharia), Paptamási (Tãmãºeu ), Biharfélegyháza , Jankafalva, Kágya,Székelyhíd (Sãcueni) , Margitta (Marghita ). In Margitta übernachteten wir auf dem Kempingplatz. Am Abend probierte ich das halb aufgefüllte Termalbecken im Kemping aus. Zweiter Tag Nach Érszõlõs, Csány machte ich einen kleinen Abstecher von der Landstrasse nach Szõddemeter (Sãuca ), wo ich das Geburtshaus von Kölcsey Ferenc (Dichter der Nationalhymne Ungarns ) anschaute. Wir bogen nach Tãºnad (Carei ) bei ( Cãvaº ) fuhren wir nach Érmindszent (Ady Endre ). Wir besuchen das Musseum des grossen ungarischen Dichters. Nach der Stadt von Nagykároly (Carei) fuhren wir an der Ebene von Majtény vorbei. Die Ungarn kennen diesen Namen aus der Geschichte . Hier hatten die ungarischen Truppen des Aufstandes von Rakoczi die Waffen vor den Habsburgern niedergelegt. Die Stadt Szatmárnémeti (Satu Mare) schauten wir uns kurz an und übernachteten wir im Kemping. Dritter Tag Nach Sárköz (Liovada) bogen wir von der Landstrasse nach Kányaháza ab, um das Staubecken zu sehen, welches schon damals wie eine kleine Erholungssiedlung aussah. Bei Bikszádfürdõ kamen wir zur Landstrasse zurück und kletterten auf unseren ersten Pass auf Huta (857m) neben dem Gipfel Pricop (638m) hinauf. Nach der Passhöhe rollten wir nach Técsõ bergab. (Tecea Mic= Kleiner Técsõ, denn der echte Técsõ liegz am rechten Tiszaufer. Dort sah ich den Fluss Tisza durch den Drahtzaun(Grenze). Am gegennüberliegenden Ufer badeten Kinder. Ihr ungarischsprachiges Gespräch schallte zu uns herüber. Ich war sehr erstaunt, denn in der Schule hörten wir nichts darüber, dass so viele Ungarn in dieser Gegend leben. Szaplonca(Sãpinþa) erreichend erwarte mich ein Erlebnis fürs Leben lang. An der Hauptstrasse des Dorfes sahen wir viele rumänischen Frauen, die sponnen, webten, stickten und sogar auf einem Hof die Wolle in einem grossen Kessel färbten. Auch die Besichtigung des "fröhlichen Friedhofes " durften wir uns nicht entgehen lassen. Auf den Grabhölzern - wahscheinlich einmalig auf der Welt - auf bunten Bemalungen stellt der Maler den Beruf oder eine karakteristische Episode des Verstorbenen aus seinem Lebem in Begleitung lustigen Textes dar. Die Bilder wurden zu späteren Zeitpunkten z.B. den Geliebten haltende Frau gemacht, aber sie geben lebensgetreu die Atmosphäre wieder. Máramarossziget war die einzige Stadt der Gegend. Sie gefiel mir auf Anhieb. Danach schauten wir uns Holzkirchen im Izatal an, einige unter den waren 4-500 Jahre alt z.B. die Holzkirce von Iaud Im Ort Izsaszacsal (Sãcel ) bogen wir nach Süden in Richtung des auf 818 m hoch gelegenen Setref (ªetref) Passes. Im wunderschönen Sonnenschein halbnackt ausgezogen kletterte ich auf den Pass. Währenddessen blickte ich oft zur Seite oder nach hinten, um mich an den im Sonnenschein glitzernden Bergspitzen zu erfreuen. Die lange Begabfahrt führte ins Tal von Naszád(Nasaud ). Inwischen erfrischten wir uns. Anstelle des belegten (?! ) Hotels wählten wir das Ufer des Flusses Kis-Szamos (Someº). Vierter Tag Auf dem Hauptplatz von (Dés (Dej) beobachten wir den regen Verkehr am Tisch vor einer Konditorei im Sonnenschein sitzend. Das war die erste Konditorei während unserer Radtour. In Szamosújvár (Gerlea ) schliefen wir wieder im Kemping, aber diesmal in einem Bungalow. Hier trennten sich unsere Wege. Franz fuhr nach Cluj( Kolozsvár, Klausenbug), um ein deutsches Museum anzuschauen. Ich hingegen fuhr nach Szék(Sic) auf einer Nebenstrasse. Aus dem Dorf mit tiefer Volkskunsttradition, fuhr ich auf Feldweg über den Hügel nach Boncida(Bonþida). Dort empfing mich das Schloss im jämmerlichen Zustand sowie eine Schar Zigeunerkinder. Der Treffpunk war vor dem Museum, von dort radelten wir in Richtung Zilah (Zalau) durch Bács, Vista. Ab Vista sezten wir unsere Tour auf einer Nebenstrasse über Gorbó nach Egres(Aghireºu ). Davor schlugen wir unser Zelt an der Strasse auf und übernachteten wir. Fünfter Tag In Egeres ( Aghireºu) fragten wir die früh in der Schlange stehenden Leute, worauf sie dort warteten. Die Antwort lautete: wir warten auf unseren Milchschein. Mit dem Schein kommen wir am Nachmittag um 2 Uhr zurück, um nochmals zu warten und nun die Milch abzuholen. Das war schon die Gegen,die den Ungarn volkskündlich als Kalotaszeg bekannt ist. Nach Jegenye ( ) reparierte Franz eine Reifenpanne , danach kletterten hinauf auf die Landstrasse zwischen Cluj und Oradea. Unser Weg führte nach Kõrösfõ (Izvorul Criºul ). Auf der Bergabfahrt nach Bánffyhunyad (Huedin) erwischte uns ein Regen. Dann entschieden wir uns in dem Hotel der Kleinstadt zu übernachten, obwohl es erst gegen Mittag war. Sechster Tag Nächsten Tag wurden wir Zeugen eines Gänsetreibens im Tal des Almás-Baches. Solche Grabhölzer fanden wir im ungarischen Friedhof. Nach Meszes-Pass schnell erreichten wir Zilah(Zalãu). Über Szilágysomlyó (ªimleu Silvanei) kamen wir zum Kempingplatz von Bagos(Boghiº). Siebenter Tag Am nächsten Tag überquerten wir den flachen, kahlen und windigen Szes (Muntele Seº) Gebirge. Élesd ( Alesd) liessen wir hinter uns. Zwischen Örvénd und Telegd schlugen wir unser Zelt auf, aber diesmal paar hundert meter weiter von der Fernverkehrstrasse entfernt. Achter Tag Unser letzer Tag verlief ohne Zwischenfälle den Geländeverhältnissen entsprechend. Schliesslich kamen wir auf der Grossen Ungarischen Tiefebene nur bis Szolnok. Ich konnte Franz nicht dazu bewegen, noch 100 km zu radeln. So anstelle von 1000 km, fuhren wir eben nur 900 km während dieser Fahrradtour . Unsere Radtour endete glücklich auf dem Bahnhof von Szolnok. zurück zur Hauptseite |